Denn die Frage: „Darf ich dir diese Anweisungen geben oder nicht?“, bleibt. In diesem Moment sind wir dem Konflikt aus dem Weg gegangen. Die Lösung könnte sein, dass du mir Zukunft gern Kaffee holst, weil ich so nett bin oder eben nicht. Machst du es nicht, mache ich dir dann immer massiver Vorschriften. Dann kommen wir irgendwann nicht daran vorbei, das Thema auszudiskutieren.
Gleiche Situation:
Ich sage Dir: „Hol mir mal einen Kaffee.“
Du sagst: „Kaffee holen ist nicht mein Job.“ Und holst mir auch keinen Kaffee. Ich denke: „Was fällt dir denn ein?“ Es kommen immer mehr negative Emotion bei mir hoch. Dementsprechend kommen auch immer negative Emotion bei dir hoch. Wir sind beide sauer oder wütend. In diesem Moment wäre ein Gespräch, dass das klären könnte, nicht möglich.
Wenn wir in die Spannung weiter reintreiben wollen, dann bilden wir Schubladen und du wirfst mir vor, das ist sexistisch, das ist feministisch oder was auch immer. Die Vorwürfe werden stärker. Damit kommt es immer mehr in den Kurzschluss, in die Explosion rein. Das wollen wir ja vermeiden. Wir wollen den Konflikt vermeiden.
In diesem emotional aufgeladenen Moment anfangen, das auszuargumentieren, ist gefährlich. Geschickt wäre jetzt zur Konfliktvermeidung einen Rahmen oder eine Gelegenheit zu finden, bei der man drüber sprechen kann. Und das ist eine Gelegenheit, bei der man möglichst wenig Emotionen hat. Da wäre es eine gute Strategie zu sagen: „Okay, ich sehe das anders. Darüber sollten wir mal reden.“ Auch wenn einer von uns, nicht reden möchten dranbleiben. „Okay, du möchtest nicht darüber reden, aber ich möchte es verstehen, damit ich es auch so machen kann, wie es richtig ist.“
„Lass uns drüber reden. Ich glaube, es ist nicht der richtige Moment. Wir treffen uns morgen beim Kaffee.“ Die gute alte Empfehlung „Erst mal eine Nacht drüber schlafen“ ist gut, damit sich die Emotionen etwas abbauen können. Die nächste gute Gelegenheit, die sich ergibt, nutzen wir dann für das Gespräch.
Zu beachten ist:
⭐️ Unsere Emotionen sind abgebaut
⭐️ Wir reden an einem unbelasteten Ort
⭐️ Wir machen einen Termin aus oder nutzen eine gute informelle Gelegenheit
Das Gespräch könnte so laufen:
Du: „Du, das mit dem Kaffee. Ich sehe das ganz anders. Ich meine nicht, dass das mein Job ist. Wie denkst du darüber?“
Ich: „Ich meine, das ist dein Job und steht im Arbeitsvertrag.“
Du: „Nein. Aber da können wir ja gucken.“
Das wäre ein Fakt, der sich prüfen lässt. Du: „Okay, sollen wir das mal zusammen machen?“
Die Botschaft dahinter: Ich lasse mich auf deine Meinung ein und sende es dir als Botschaft. Ich wehre mich nicht gegen deine Meinung. Um das Thema „Kaffee holen“ zu klären, würde eine Stellenbeschreibung sehr helfen.